Warstein. Mit diesem Andrang hatte niemand gerechnet. Rund 150 Teilnehmer waren der Einladung der Initiative Trinkwasser e.V. gefolgt, um sich in Warstein ein Bild von den Ausmaßen des Steinabbaus zu machen.
Zu den zahlreichen besorgten Bürgern aus Warstein und Kallenhardt gesellten sich auch Abordnungen der betroffenen Gemeinden aus Anröchte, Rüthen, Erwitte, Möhnesee und Ense.
Werner Braukmann, Sprecher der Initiative Trinkwasser, war beeindruckt, von der großen Zahl der Teilnehmer, die sich bereits gegen 14 Uhr am Plus-Markt versammelt hatten und schickte die Gruppe bei bedecktem Himmel aber trockenem Wetter los Richtung Piusberg.
Es ging am Krankenhaus vorbei und während des mühevollen Anstiegs zog sich die Gruppe so sehr in die Länge, dass die Teilnehmer nur truppweise das erste Etappenziel erreichten. Oben auf dem Piusberg wehte den Wanderern eine starke Brise entgegen, doch ein fantastischer Ausblick auf die Stadt entschädigte für die vorangegangenen Strapazen.
Unterhalb des Gipfelkreuzes hatte die Initiative der Sprengbetroffener Warstein einen Informationsstand aufgebaut. Eine Fotoserie über Sprengschäden in den umliegenden Wohngebäuden und eine Dokumentation über Abbautiefen und Wasserstandsabsenkungen in den nahen Steinbrüchen waren ein heißbegehrter Tummelplatz.
„Das Ausmaß des Steinabbaus ist erschreckend“
Weiter ging es Richtung Steinbrüche. Die Initiative Trinkwasser hatte an der Tagebaugrenze eine Aussichtsplattform bereitgestellt. Viele Teilnehmer zeigten sich erschüttert über das Ausmaß, das der Steinabbau in Warstein inzwischen angenommen hat.
Der Steinabbau hat an vielen Stellen die genehmigten Abbautiefen knapp oberhalb des Grundwasserspiegels erreicht. Einige Wasserflächen sind Hinweise auf unzulässigerweise zu tief abgegrabene Flächen. Die Initiative Trinkwasser befürchtet dadurch nicht nur eine Gefährdung der Hillenbergquelle, sondern auch der Bullerteich- und Lörmeckequelle, die die Grundlage der Wasserversorgung der Haardörfer ist.
Gefährdung der Trinkwasserquellen befürchtet
Hinter einem angrenzenden Wall konnten die Einheimischen schon das letzte Exkursionsziel ausmachen, das Warsteiner Wasserwerk. Hier wird in unmittelbarer Nähe zum Steinbruchbetrieb Trinkwasser gewonnen. Dr. Eckhardt Büscher, Leiter der Stadtwerke Warstein, hatte an diesem Tag die Pforten seines Wasserwerkes geöffnet und gewährte einen Einblick in die einzigartige Quelle am Hillenberg.
In dem kristallklaren Wasser kann man am Grunde des fünf Meter tiefen Quellteiches die Gesteinspalte sehen, aus der das Trinkwasser in scheinbar unerschöpflicher Menge hervorquillt. Nebelschwaden steigen aus dem 15 Grad warmen Wasser auf und unter lautem Getöse verschwinden große Wassermassen im Überlaufrohr, denn die Schüttung der Quelle ist so ergiebig, dass nur ein Teil für die Trinkwasserversorgung genutzt werden kann.
Präzedenzfall für das Land NRW
Zum Abschluss zogen die Wasserwanderer in die Warsteiner Domschänke. Hier hatte die Initiative Trinkwasser Kaffee und Kuchen bereitgestellt. Für die abschließende Podiumsdiskussion war Paul Kröfges, Wasserexperte und Landesvorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), angereist. Er sieht in dem Konflikt zwischen Steinabbau und Trinkwassergewinnung einen Präzedenzfall für das Land NRW und will Umweltminister Uhlenberg auf die Warsteiner Probleme aufmerksam machen.
Anschließend meldete sich auch Ewald Risse, ehemaliger Geschäftführer der Steinwerke Risse (jetzt Westkalk), zu Wort. Seiner Meinung nach ist der gesamte Steinabbau in Warstein unzulässig. Dr. Heinz Bauer, Betriebsleiter der Firma Brühne, wies auf die strengen Auflagen der Behörden hin und ist sich sicher, dass ein Steinabbau auch im Grundwasserbereich genehmigt werden wird. Nach fast zwei Stunden beendete Werner Braukmann die sachlich geführte Diskussion.